29.04.2025

The Big-5 for Zahnarztpraxis

Dr. Lilly Qualen,

Rollenwechsel: Von der Zahnärztin zur Unternehmerin

Moin. Ich bin Lilly. Ich bin 33 Jahre alt, Zahnärztin und Mama von 2 kleinen Kindern. Ich bin Praxisinhaberin, Chefin und stehe täglich zwischen Patienten, Mitarbeiterinnen, Sorgen und Problemlösungen. Und eines Tages habe ich erkannt, dass ich „Unternehmerin“ bin. Ich bin die Wegweiserin für ein 13-köpfiges Team. Gib Ziele und Strukturen vor, lasse Freiraum für jede Einzelne im Team, bin für jeden da und halte alles im Blick. 

Vor diesem Leben war ich „einfach nur“ Zahnärztin und Kollegin. Und jeder aus der Branche weiß, dass der Beruf für sich bereits viele Herausforderungen mit sich bringt. Da ich 2016 (damals mit 24 Jahren) schon den Mietvertrag für meine eigene Praxis unterschrieben habe, war mir dieser ganze unternehmerische Rattenschwanz noch gar nicht bewusst. Natürlich habe ich die Sorgenfalten auf der Stirn meines damaligen Chefs registriert, aber so jung, motiviert und unerschrocken, ist einem das Gewicht der Entscheidung zur eigenen Praxis einfach nicht bewusst. Am 1.4.2018 eröffnete ich dann also meine eigene Praxis „Zahnarzt am Hafen – Dr. Lilly Qualen & Team“ und ich glaube, keine 4 Wochen später hatte auch ich die erste Sorgenfalte auf der Stirn. Ich gründete damals lediglich mit meinem ausstattenden Depot und dem Know-how meines Vaters (ZA i.R.). Keine Berater, keine Coaches. „Das brauche ich alles nicht.“

Learning #1 – Du musst das nicht alleine schaffen!

Und so kommen wir schon zu meinem ersten großen Learning: Man kann das alles nicht alleine schaffen! Wir sind Zahnmediziner. Und so hart es klingt – mehr sind wir in der Regel auch nicht (es sei denn, wir haben vorher noch einen anderen Lehrzweig besucht). Wer durch die wilden Gewässer der eigenen Zahnarztpraxis sicher manövrieren will, braucht starke Partner! Natürlich sollte man immer den Überblick über alles haben – das gehört zum Unternehmertum dazu. Aber um unserer Leidenschaft der Zahnmedizin in Ruhe täglich nachgehen zu können, braucht es ein starkes Backup. Und da wir in kleineren Unternehmen keine eigenen Finanzberater und HR-Mitarbeiter beschäftigen können, sollte man sich frühzeitige smarte Dienstleister an die Seite holen. Für mich sind das meine Personalberaterin und Persönlichkeitscoach, ein Controlling Dienstleister und Sparringspartner zum regelmäßigen Austausch und zur Zieldefinition, externe Abrechnungs- und Factoringunternehmen, die uns viel Stress abnehmen und unsere Liquidität sicherstellen und Last but Not least ein Netzwerk an Gleichgesinnten, um sich regelmäßig auszutauschen. Alleine geht es nicht. Eine One-(wo)Man-Show ist auch einfach nur selten erfolgreich. 

Learning #2 – Führung beginnt bei dir selbst

Die nächste große Herausforderung und somit mein zweites Learning waren ganz klar das Thema Personal. Und wer Personal sagt, muss auch Führung sagen. Und wer von Führung spricht, steht ganz schnell vor dem Sprichwort „Führung beginnt bei dir selbst.“ 

Natürlich war ich schon immer ein freundlicher Mensch und natürlich möchte ich auch schon immer das Beste für mein Team. Aber lange wusste ich gar nicht, wer ich bin, wer ich sein möchte und welche Menschen meine Vision teilen und meine Mission der eigenen erfolgreichen Praxis mit mir gehen möchten. Ich habe – wie viele sicher auch schon mal – erstmal Personal eingestellt, ohne viele Fragen zu stellen. Einfach nur, um nicht allein behandeln zu müssen. Denn in Zeiten von Personalmangel braucht es schon ein starkes Rückgrat, nicht jeden zu nehmen und auch nicht jeden zu halten! 

So kamen im ersten Jahr Kündigungen. Meinerseits, aber auch aus dem Team heraus. Und das hat mich aufgeweckt. Ich musste anfangen, an mir zu arbeiten und aus meinen Mitarbeiterinnen ein Team machen! Ein Team bedeutet, unter guter Leitung gemeinsam Ziele zu erreichen. Mittlerweile liebe ich es, mein Team im Arbeitsalltag zu leiten – die Stärken jeder Einzelnen zu kennen und uns alle jeden Tag ein bisschen mehr zur besten Version unserer selbst zu machen. Aber nochmal – dieses Learning beginnt immer bei dir selbst. Also fang am besten schon frühzeitig damit an.

Learning #3 – Familie & Beruf in Balance bringen

Der dritte Aha-Moment kam 2021. Ich wurde Mama. Ein Tag, der mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat. Die Geburt meines Sohnes hat einfach alles geändert. Vor allem aber mein Mindset. Bis zu diesem Tag lag der Fokus immer auf Unternehmenswachstum, Erfolg und Teambuilding, um alle beruflichen Ziele zu erreichen. Aber dann begann das Umdenken. Ich wollte mehr Mama sein (ohne meine Praxisfamilie im Stich zu lassen). Also musste ich Wege finden, eine bessere Balance zwischen Beruf und Familienzeit zu erreichen. Der Fokus liegt seitdem für mich ganz klar in der Prozessoptimierung. Weniger Stunden in der Praxis bei gleichem Outcome. Das braucht ein starkes Team, das all diese Veränderungen mitträgt. Das braucht aber auch viel Flexibilität im Zeitplan und Rückhalt durch die Familie und Freunde. Ich arbeite nach wie vor 32-35 Stunden pro Woche. Aber früher war auch ich in der gefühlten Endlosschleife aus 50-60 Stunden-Wochen. Die Praxis ist nicht alles. Egal ob der Wunsch nach Familie da ist oder nicht. Achtet auf euch und eure Gesundheit. Achtet auf ausreichenden Ausgleich. Der Beruf ist schon stressig genug!

Learning #4 – Dein Weg ist gut, so wie er ist

Aktuell beschäftige ich mich mehr denn je mit meiner Rolle als „Unternehmerin“. Gestartet habe ich 2018 als Einzelkämpferin mit 2 ZFAs. Heute gehe ich mit 12 Frauen an meiner Seite den Weg durch die Selbstständigkeit. 

Es ist definitiv wichtig, das Controlling im Blick zu behalten. Strategien auszuarbeiten und niemals stehenzubleiben. Aber was habe ich dabei noch gelernt? Mein viertes Learning ist dabei: Vergleiche dich nicht mit anderen! Bist du glücklich mit dem, was du erreicht hast? Was war nochmal dein eigentliches Ziel? Und vergleichst du dich gerade vielleicht mit einer Praxis, die ein ganz anderes Konzept fährt als du?

Ich bin Mama und Zahnärztin. Ich wollte nie ein MVZ gründen oder 3 Standorte eröffnen. Meine Ziele habe ich erreicht und in meiner Welt ist alles gut, so wie es ist. 

Learning #5 – QM ist kein Papierkram, sondern Power-Tool

Last but NOT least – mein 5. Learning. Und jetzt werden alle Leser und Leserinnen sicher erstmal mit den Augen rollen. 

Das Thema QM! Ja – auch ich habe anfangs völlig unterschätzt, wie wertvoll es für uns sein kann. Als ich gegründet habe, habe ich halbherzig ein QM erstellt – einfach nur aus der Pflicht heraus. Heute leben und lieben wir das Qualitätsmanagement einer Zahnarztpraxis. Ab einer gewissen Unternehmensgröße ist es einfach nicht mehr wegzudenken. Wir haben ein 80-seitiges Praxishandbuch. Es hilft beim Onboarding neuer Mitarbeiter, es fasst alle Qualitätsziele der Praxis zusammen, es ist die Anleitung für-meine-Praxis. Große Teams brauchen Strukturen und wachsende Unternehmen brauchen regelmäßige Prozessoptimierungen. Und das QM hilft uns täglich dabei, unsere Leitlinie nicht aus den Augen zu verlieren. 

Meine persönlichen Big-5 for Life

1. Zahnärztin und Mutter sein

2. Glücklich sein

3. Eine gute Teamleaderin sein 

4. Familie und Beruf vereinbar machen

5. Mut machen 

Meine 5 Tipps aus 7 Jahren eigener Praxis nochmal zusammengefasst:

1. Nehmt Hilfe an – Netzwerk und smarte Partner, die euren Alltag leichter machen, damit ihr euch auf eure Leidenschaft fokussieren könnt

2. Führung beginnt immer bei dir selbst. Und wer ein guter Chef / eine gute Chefin sein will, muss sich selbst kennenlernen und stetig an sich arbeiten. 

3. Die Praxis ist nicht alles! Was willst du für dich erreichen? Beruflich, aber auch privat. Finde eine Balance, die sich für dich richtig anfühlt. 

4. Vergleiche dich nicht mit anderen. Tausche dich in deinem Netzwerk aus, aber akzeptiere auch, dass der Maßstab deines Gegenübers nicht dein eigener sein muss. Und das ist ok!

5. QM ist ein wahnsinnig hilfreiches Tool, um den Überblick zu behalten und deinem Team eine klare Linie vorzugeben. 

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